Im Jahr 2013 gewann aroma:id mit dem Beitrag "Küche der Zukunft: 2020 – 2035 – 2050" den ersten Platz des Innovationswettbewerbs Future Living Awards 2013 von Siemens und setzte sich dabei gegen eine Konkurrenz von mehr als 50 Architekten und Designern durch.

Motivation. Die Küche ist der wesentliche Kristallisationspunkt jeder häuslichen Gemeinschaft. Sie ist der Ort der größten sozialen Interaktivität, der kleinen Rituale und der Familientradition. Sie ist der Ort des Genusses und der Sinne, des Erfrischens und des Speisens. Küche kann auch ein Ort des Rückzuges und des Abschaltens vom Alltag sein. Nicht zuletzt ist die Küche aber auch ein Labor, Ort der Kreativität und des Experiments. Somit ist sie der vielfältigste Ort des Hauses und natürlich immer noch der beste Platz auf jeder Party. Für uns Designer ist der Mikrokosmos Küche mit all der Ausstattung und Vielzahl an Gerätschaften ein attraktives Betätigungsfeld und begeistert uns in vielerlei Hinsicht. Der Wohnraum unterliegt stetigem Wandel, in dem sich die Küche immer wieder neu definiert. Neue Technologien und intelligente Geräte erfordern neue Bedienkonzepte. Das Handwerk des Zubereiten und Kochens allerdings bleibt immer im Zentrum des Zwecks jeder Küche. Gesellschaft, Architektur und Technologie sind in einem ständigen, zusammenhängenden Wandel. Verschiedene Generationen haben jeweils einen eigenen Bezug dazu. Die einzelnen Trends lassen sich von heute in die Zukunft extrapolieren und erlauben uns so eine Prognose über allgemeine Entwicklungen. Dabei hilft die Betrachtung individueller Charaktäre einer Generation mit ihren entsprechenden Lebensstilen. Die von aroma:id entwickelten Szenarien sind inspiriert von den zu erwartenden kulturellen, wirtschaftlichen, technischen und klimatischen Veränderungen. Es werden drei Stationen aufgegriffen – die Jahre 2020, 2035 und 2050 – und deren Trendhochpunkte in Bezug auf das Wohnen und die Küche beleuchtet.

Prolog. Trends – Wie sehen wir die Zukunft? Trends geben uns eine Vorstellung von der Zukunft. Trends sind menschengemacht, denn Menschen verändern sich und ihre Umwelt. Wirtschaft, Technologie und damit die Gesellschaft sind in einem stetigen Wandel. Dieser lässt sich geschichtlich verfolgen und erklären. Aktuelle Veränderungen können in ihrem Ansatz extrapoliert werden und einen Ausblick auf ihre weitere Entwicklung geben. Starke Trends sind solche, die voll im Gange sind und viele Gesellschaftsschichten durchdringen. Sie werden durch neue Trends ersetzt, die in die Breiten der Gesellschaft durchsickern können. Gesellschaft, Architektur und Technologie sind in einem ständigen, zusammenhängenden Wandel. Verschiedene Generationen haben jeweils einen eigenen Bezug dazu. Beim Blick in die Zukunft und auf deren Trendhochpunkte hilft uns die Betrachtung individueller Charaktere einer Generation mit ihren entsprechenden Lebensstilen. Die von uns entwickelten Szenarien sind inspiriert von den zu erwartenden kulturellen, wirtschaftlichen, technischen und klimatischen Veränderungen innerhalb einer Lebensspanne. Was heute in Haushalten oder in der Küche vereinzelt beginnt, wird in naher Zukunft Standard sein. Trends, die aufgrund technologischer Einschränkungen und den damit verbundenen Kostenaspekten nur schwach ausgeprägt sind, werden sich mittelfristig verstärken. Für die fernere Zukunft lassen sich schon heute globale Faktoren erkennen, die sich langsam, aber absehbarer entwickeln. Der Klimawandel ist ein solcher. So machen wir aktuell verschiedene Bewegungen aus, die wir in die Zukunft auffächern und deren stärkste Ausprägungen wir in diesem Buch in drei Stationen beleuchten möchten: die Jahre 2020, 2035 und 2050. Essen und Trinken sind lebenswichtig. Das Zubereiten von Speisen und Getränken ist der erste und älteste Baustein in der Geschichte des Menschen hin zu einem sozialen Wesen. Das nahm spätestens seinen Anfang, als der Mensch in der Altsteinzeit vor rund 40.000 Jahren begann, Feuer zu beherrschen und zu nutzen. Viel hat sich daran bis heute nicht geändert. Wenn Menschen zusammenkommen, spielen Essen und Trinken oft eine Rolle. Ob nun bei Naturvölkern oder dem modernen Großstadtmenschen – das Gesellschaftliche und die Nahrungsaufnahme sind eng miteinander verwoben. Heute erkennen wir – wieder – den Trend der Küche als eigentlichem Ort der Zubereitung von Nahrungsmitteln hin zum gesellschaftlichen Mittelpunkt des Hauses bzw. der Wohnung. Ihre Abgeschiedenheit als Zimmer weicht der Integration in den Lebensraum „Wohnzimmer“, bis hin zu einer Verschmelzung beider, die keine Trennbarkeit mehr zulässt. Heute noch als „moderne Einrichtung“ verstanden, wird dies in naher Zukunft ein überall anzutreffender Standard sein.



Die Küche der Zukunft. In seiner Design Vision zeigt das Team von aroma:id die Entwicklung des Wohnraums Küche in drei Schritten: „Lifestyle Tomorrow“ im Jahr 2020, wo Wohnzimmer und Küche zum gesellschaftlichen Mittelpunkt verschmelzen, „Future Vision Life“ im Jahr 2035, das eine intelligente Hightech Bühne beinhaltet und dadurch den Alltag vereinfacht. Im letzten Schritt „Back to the roots“ im Jahr 2050 ist die Küche ein natürlicher Wohnraum mit nachhaltiger Versorgung durch eigenen Anbau, in dem Kochen wieder zum emotionalen Genuss wird. Im Folgenden werden diese Stationen mit ihren jeweiligen Eigenheiten detailliert beschrieben.

2020 Lifestyle tomorrow. Kim ist Informatikstudent an der Shenzhen Universität, China. Der gebürtige Londoner teilt sich in der 15-Millionen-Stadt eine Wohnung in einer Studentengemeinschaft mit drei weiteren Studierenden von verschiedenen Kontinenten. Gemeinsame Hobbys haben sie zwar nicht – zudem fehlt ohnehin meist die Zeit dafür – aber trotzdem genießt er den regen, interkulturellen Austausch mit seinen Mitbewohnern, vor allem dann, wenn man sich am Abend im Wohnzimmer an der Küchenbar trifft. Allein ist Kim dort fast nie und so hat er im Laufe seines Studiums einige neue Kochrezepte kennengelernt, aber auch seine eigenen weitergeben können. Nicht selten entstehen ganz außergewöhnliche Kreationen, wenn er mit seinen Mitbewohnern an der Kochinsel steht. Bei dem regen Leben in der kleinen Wohnung bleibt die Küche keinen Abend kalt und so ist dieser Raum jederzeit eine Anlaufstelle für beste Geselligkeit. Lifestyle tomorrow – Räume werden vielseitig genutzt. In einer boomenden Stadt wird Wohnraum schnell knapp und teuer. Die zur Verfügung stehende Fläche muss bestmöglich genutzt werden und dabei gleichzeitig mehrere Funktionen erfüllen. Im Arbeitszimmer steht ein Bett oder der Schreibtisch zum Arbeiten befindet sich im Schlafzimmer. Das Wohnzimmer – Raum des Aufenthalts, der Entspannung und Geselligkeit – ist eins mit der Küche, ohne, dass dies einen Widerspruch darstellt. Wohnen ist untrennbar vom „leiblichen Wohl“, der „living room“ gleichgestellt mit den Lebensmitteln, die am liebsten am Küchen- bzw. Wohnzimmertisch angereicht werden. Wohngemeinschaften junger Menschen im Jahr 2020 spiegeln den Lokalkolorit ihres Standortes und den Facettenreichtum ihrer Bewohner wider. In den Einrichtungen mischen sich die unterschiedlichsten regionalen Stile zu einem freundlichen, funktionalen Ensemble, welches den lichtdurchfluteten Räumlichkeiten einen ganz eigenen Charakter verleiht. 

Mediatheke – Küchentheke im Wohnraum. Mediale Möglichkeiten begleiten junge Menschen 2020 noch stärker als heute und werden sich von festen Orten wie z.B. Arbeitsplätzen noch stärker lösen. Insbesondere erobern sie vollends die Bereiche des Wohnens und Wohlbefindens. Die Küchentheke im Wohnzimmer vermittelt die Atmosphäre einer Bar. Essen, trinken, schnell noch jemanden einladen oder nach einem neuen Cocktail-Rezept googeln kann man problemlos an dem Ort, wo man sich am liebsten aufhält und wo man seine Gäste oder Mitbewohner nicht aus den Augen lassen muss. Die Küchentheke von 2020 ist ein geballtes Zentrum an Funktionalitäten, verpackt in einem dezenten Raumobjekt, das genügend Fläche für seine vielfältigen Möglichkeiten bietet.



2035 – Future Vision Life. Alex führt ein intensives Berufsleben als Abteilungsmanagerin eines großen, weltweit agierenden Medienkonzerns. Sie ist viel unterwegs und versucht daher, jede freie Stunde mit ihrer Familie zu verbringen. Ihren Kindern zuliebe, die sich im Schulalter befinden, ist die Familie vor wenigen Jahren aus der dichten Innenstadt hinaus in eine ländlichere Vorstadt São Paolos gezogen. Nicht selten lädt Alex auch Geschäftspartner und Kollegen zu sich ins Haus ein, denen sie gerne kulinarische Gerichte anbietet, sich dabei jedoch immer noch voll auf die Vorbereitung der geschäftlichen Besprechungen konzentrieren kann. Wann immer sie Zeit findet, geht sie sportlichen Aktivitäten nach und ist auch sonst auf gesunde Ernährung bedacht – für sich selbst und ihre Familie. Dabei vertraut sie, was den Sport betrifft, ihrem persönlichen Fitnesstrainer genauso wie ihrem digitalen Ernährungsmanager – der zentralen Intelligenz ihrer Küche – wenn es um die Ernährung geht. 

Future Vision Life – Einfach durch den Alltag. Technik und Vernetzung spielen 2035 eine entscheidende Rolle im Alltag. Und die verblüffenden Möglichkeiten stellt man gerne zur Schau. Kein Gerät, das nicht mitdenkt, intelligent auf Nutzerschemata reagiert, mit anderen Geräten vernetzt ist und sich somit als Begleiter präsentiert, der alles viel einfacher macht. So vereinnahmt diese Technik natürlich auch die Küche. Sie kocht zwar nicht vollkommen eigenständig, ist aber so intelligent daran beteiligt, dass dort sprichwörtlich und im Wortsinn nichts anbrennen kann. Jedes noch so komplizierte Rezept gelingt garantiert und gibt dem Nutzer das Gefühl, sämtliche Prozesse zu beherrschen. Warnhinweise, Vorschläge und andere Bemerkungen kann die Küche jederzeit in Abhängigkeit des aktuellen Geschehens auf der Arbeitsplatte generieren und dem „Koch“ dabei so viel Arbeit und Konzentration abnehmen, dass dieser nebenher auch gerne ein breites Angebot an Unterhaltung wahrnehmen kann. 

Stage – Die Hightech-Bühne. Nicht umsonst steht der gesamte Arbeits- und Essbereich erhaben auf einem Podest. Die Küche ist Bühne für Inszenierungen, wenn es um Speisen und Getränke geht. Auf dem zentralen Pult, der Kochinsel, wird das ganze Können zur Schau gestellt. Ganz gleich, welchen Schwierigkeitsgrad das Rezept darstellt; jeder Arbeitsschritt kann hier zu einem kleinen Erlebnis werden. Nebensächlich ist dabei die Frage, wer nun zum Gelingen der Speise mehr beigetragen hat – Mensch oder „Maschine“.



2050 Back To The Roots. Mika lebt mit ihrem Mann auf den Färöer Inseln und arbeitet dort als selbständige Modedesignerin. Nach mehreren Stationen in New York, Paris und Mailand, wo sie sich in ihrer Branche einen Namen gemacht hat, ließ sich die 55-jährige mit ihrer Familie nun auf der kleinen Inselgruppe im Nordatlantik nieder, wo sie Zeit und Ruhe für ihre außergewöhnlichen Kreationen hat. Dabei lässt sie sich von traditionellen, skandinavischen Handwerkstechniken inspirieren und verwendet sogar echte Schafswolle in ihrer Kleidung. Wann immer sie nicht arbeitet, genießt sie die Natur, die sie umgibt. Dabei muss sie nicht einmal vor die Tür treten. Viele Nahrungsmittel, die mittlerweile nur teuer zu erstehen sind, baut sie selbst an und kann sich daher auf beste Qualität verlassen. 

Back to The Roots – Bewusstsein für die Natur. Im Jahr 2050 ist die Weltbevölkerung auf gut zehn Milliarden Menschen angestiegen. Nahrungsmittel stehen nicht mehr so selbstverständliche für jedermann zur Verfügung, wie man das noch wenige Jahrzehnte zuvor kannte. Durch den intensiven Anbau von Pflanzenarten, die der Gewinnung von Biotreibstoffen dienen, aber auch durch immer weiter schrumpfende Anbaugebiete und einschneidende Klimaveränderungen tendieren die Menschen zu einer Wohn- und Lebensweise, die man als „autark“ bezeichnen könnte. Technische Errungenschaften, die ursprünglich für die bemannte Raumfahrt und zur Besiedlung des Mars‘ entwickelt wurden, werden zunehmend in modernen Haushalten genutzt. Sie ermöglichen den hocheffizienten Anbau unterschiedlichster Nahrungsmittel auf kleinem Raum und abgekapselt von äußeren Bedingungen. 

Grüne Seele – Der Garten im Wohnraum. Durch die starke Urbanisierung mit ihrer dichten Bebauung von Wohn- und Arbeitsflächen in den ausgedehnten Ballungsräumen der Städte stieg das Bewusstsein für Natur und Gesundheit stark an. Den Garten ins Haus zu holen, ist nicht nur Mittel zum Zweck des Anbaus von Nahrungsmitteln. Es dient auch dem Ausgleich und Wohlbefinden der Menschen, egal ob sich ihr zu Hause in der Innenstadt, auf dem Land oder an einem Ort befindet, wo erschwerte Lebensbedingungen für Pflanzen herrschen. Moderne Helfer im Haus sind zwar überall in hohem Maße vorhanden, treten jedoch bewusst in den Hintergrund, was erst durch die äußerst platzsparende und integrative Technik machbar ist.





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Als Designer ist unser Anspruch, die Zukunft mitzugestalten. Dazu setzen wir uns mit aktuellen Themen und Lösungsansätzen aus verschiedensten Gebieten auseinander. Unsere Innovationskonzepte sollen ein avantgardistisches Szenario für zukünftige Gestaltungsanwendungen entwerfen.

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